1. Was bedeutet systemisch?

Definition von System bedeutet =  zwei oder mehrere Elemente die durch eine Ordnung zusammen gehalten werden. Bei einer Aufstellung wird also immer mit dem Gesamtkontext (gesamtes System) gearbeitet. Systemisch bedeutet immer, ich betrachte das Individuum in seinen Beziehungen.
Nicht den einzelnen Menschen alleine!

2. Woher stammt die Methode?

Bert Hellinger, hat die Methode des Familienstellen vor gut 20 Jahren weiter entwickelt und vor allem weit verbreitet. Zu den Vorreitern des systemischen Arbeiten zählt das Psychodrama, welches von dem österreichischen Arzt Jacob Levy Moreno entwickelt wurde und die Familienskulpturen und Familienrekonstruktionen von Virginia Satir (sie gehört zu den  Pionieren der Familientherapie). Die Aufstellungsarbeit erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und wer selbst bereits bei einer Aufstellung dabei war, weiß über die große Wirkung. Vor allem in den letzten Jahren, wurde diese Methode immer mehr im beruflichen Kontext eingesetzt und auch erforscht. Oft gibt es erstaunliche Verbindungen vom familiären, zum beruflichen System.

3. Welche Systeme gibt es?

  • Familie (unser engstes System und daher auch unser prägendstes)
  • Lebensgemeinschaften
  • Wohngemeinschaften
  • Firmen
  • Abteilung
  • Vereine
  • Staat,…

4. Was ist systemisch wirksam?

Natürlich ist unser prägendstes System unsere Herkunftsfamilie (unsere leiblichen Eltern, Geschwister). Die Wurzeln unseres Systems können wir über fünf Generationen zurück spüren. Klingt unglaublich, hat sich aber in unzähligen Aufstellungen gezeigt. Häufig kommt es vor, dass sich die selben systemischen Verstrickungen aus der Herkunftsfamilie, in unserer späteren Wahlfamilie (dazu zählt unser Partner und die eigenen Kinder) wiederholen.

Ein System hat gewisse Regeln. Dazu gehört, dass jeder am richtigen Platz in der Familie steht. Ist diese Ordnung innerhalb der Familie gestört, dann ist es notwendig diese Ordnung im System wieder herzustellen. Jedes Familienmitglied soll seinen systemisch richtigen Platz finden. Der Platz ist dabei niemals wertend gemeint. Der erste Platz ist nicht besser als der zweite, sondern immer nur anders. Jeder Platz hat andere Aufgaben und Rechte. (Ein Erstgeborener hat andere Aufgaben als ein Zweit- oder Letztgeborener). Jeder Kampf um den richtigen Platz, führt zu Störungen.

Auch in Firmen wirken systemische Strukturen. Genauso wie in einer Familie, gibt es auch hier gewisse Rangordnungen, die eingehalten werden müssen. Der Chef steht auf einen andern Platz als die Mitarbeiter. Der, der zuerst da war, hat Vorrang vor einem Später kommenden, in der selben Hierarchieebene. Werden diese Regeln nicht geachtet, dann kommt es zu Unstimmigkeiten im System.

5. Wo wirken systemische Lösungen besonders gut?

  • Probleme innerhalb der Familie / Patchworkfamilien
  • Partnerschaftsthemen
  • psychische Themen
  • Körperliche Symptome, wenn medizinisch alles abgeklärt wurde und keine Lösung gefunden wurde
  • Probleme, die innerhalb des beruflichen Kontexts entstehen
  • Entscheidungen, im privaten wie im beruflichen Bereich
  • finanzielle Themen

6. Welche Rolle spielen die Eltern im systemischen Ansatz?

– Dein Vater ist immer der Mann, der dich gezeugt hat.
– Deine Mutter ist immer die Frau, die dich geboren hat.

Biologisch gesehen, bestehst du zur Hälfte aus deiner Mutter und zur Hälfte aus deinem Vater. Wenn du zum Beispiel einen Elternteil verleugnest oder verteufelst, dann verleugnest du auch eine Hälfte von dir.
Was immer deine Eltern getan oder unterlassen haben, sie haben dir auf jeden Fall des Leben geschenkt. Dieses Geschenk, kannst du annehmen oder auch aus irgendwelchen Gründen (oft irrational und unterbewusst), ablehnen. Wenn du es ablehnst, schadest du dir selbst und deinen Kindern damit.

Der Energiefluss
Die Energie fließt immer von den Eltern zu den Kindern. Die Eltern geben und das Kind nimmt. Dieser Energiefluss sollte nie in eine andere Richtung fließen. Leider meinen Eltern immer wieder mal, die Kinder müssten ihnen was zurück geben….falsch gedacht. Ist das der Fall kommt es automatisch zu Problemen. Auf beiden Seiten, Eltern wie Kinder!

7. Nach welchen Regeln funktionieren Familien?

Die 3 Grundkräfte:

1) Zugehörigkeit / Bindung
In der Tiefe der Seele, ist jeder Mensch mit seinen Vorfahren, in tiefer Dankbarkeit verbunden.
Das Gefühl der Zugehörigkeit ist ein existenzielles Bedürfnis.
Zugehörigkeit muss sich niemand verdienen, jeder ist zu seiner Familie zugehörig, unabhängig wie viel Fähigkeiten oder Talente er hat. Kinder haben ein Grundbedürfnis, dass sie ihre Eltern für das Geschenk des Lebens lieben (egal wie gut oder schlecht die Beziehung, tatsächlich zu ihren Eltern ist).

2) Ordnung:
In jeder Familie gibt es eine Ordnung zu beachten.
Wer zuerst da war, kommt an erster Stelle. Die Rangfolge geht immer im Uhrzeigersinn, von früher nach später. Ganz rechts steht der, der die Verantwortung für die Sicherheit des Systems über hat. Wird die Ordnung nicht anerkannt, kommt es zu (zum Teil fatalen) Störungen.
Eltern, sind immer die Eltern und nie die Freunde der Kinder.
Ordnung bedeutet auch, jeder trägt sein Schicksal selbst.
Es kann vorkommen, dass Kinder etwas für die Eltern tragen oder sie werden in elterliche Konflikte hineingezogen. Das Kind wird dadurch aus der Geschwisterreihe gezogen und auf die elterliche Ebene gestellt. Hier hat es aber nichts verloren…es ist völlig überfordert mit den Problemen der Eltern und kann damit nichts anfangen. Bei Kind entsteht ein Konflikt (egal ob es sich dabei um erwachsene oder minderjährige Kinder handelt).
Wenn das Kind die Ordnung anerkennt („Ich bin nur das Kind“), ist es entlastet und kann wiederum seine Kinder von fremden Lasten befreien.

3) Ausgleich
Familien und Sippen verhalten sich so, als hätten sie eine gemeinsame Seele.
Es werden Störungen der Ordnung, oft von späteren Generationen ausgeglichen. Kann häufig auch die Ursache von Psychosen sein.

Eine symmetrische Beziehung besteht immer aus Geben und Nehmen (zum Beispiel bei Partnern). Also, der was bekommt, gibt etwas zurück. Das gilt für Gutes wie für Schlechtes. In der Familie gibt es allerdings den Austausch, nur auf der Paarebene. Denn, ein Kind kann seinen Eltern nie etwas Gleichwertiges zurück Geben, wie das Geschenk des Lebens. Erst wenn es eigene Kinder bekommt, gibt es denen weitern. Denkt ein Kind, es muss seinen Eltern etwas zurück geben, ist der Energiefluss unterbrochen. Bei solchen Konstellationen sind Probleme vorprogrammiert.
In Paarbeziehungen kann eine unausgeglichene Geben-Nehmen-Bilanz, zum Scheitern der Beziehung führen.

In jedem System gelten dieselben Regeln: Nämlich das System verlang immer nach Ausgleich. Wird jemanden Unrecht getan, wird jemand aus der Familie ausgeschlossen, verleugnet,… kann es sein, dass die Nachkommen dafür einstehen. Sie verbünden sich auf eine Art und Weise mit dem nicht gewürdigten Familienmitglied. Kinder sind wahre Spezialisten im ausgleichen. Sie nehmen vergangene Schuld auf sich und schränken sich ein, wenn es anderen schlechter geht als ihnen.

8. Welchen Einfluss hat die Familie auf dein Leben?

Deine Familie ist dein engstes System und du kannst sie dir auch nicht aussuchen. Du erlebst durch deine Familie wahrscheinlich Liebe und Zuneigung, sowie Geborgenheit und Unterstützung. Das ist schön. Allerdings, ist das nicht bei jedem der Fall.
Vielleicht nimmst du Gefühle wie Wut und Zorn, Enttäuschung und Frustration wahr, wenn du an deine Herkunftsfamilie denkst.
Auch das ist nicht selten, denn sehr häufig entstehen in Familien starke Missverständnisse und Schuldzuweisungen, sowie gegenseitige Vorwürfe. Du weißt sicher selbst, dass die Familie das Leben stark beeinflussen kann. Aber wie stark der Einfluss von deiner Familie ist, ist dir vielleicht bisher noch gar nicht bewusst. Also werde dir darüber klar, dass du mit deiner Familie zutiefst verbunden bist, ob du willst oder nicht. Manchmal bist du mit den Schicksalen deiner Familie geradezu verstrickt.

Beispiele aus der Praxis

Sabine merkt immer wieder, dass eine Beziehung zu einem Mann am Anfang gut läuft, aber nach einer Zeit landet sie immer wieder im selben Muster. Es beginnen Streitigkeiten, der Partner kann nichts recht machen, sie fühlt sich enttäuscht von ihm und nach und nach löst sie sich vom Partner. Die Aufstellung macht sichtbar, dass sich Sabine unbewusst mit ihrer Mutter solidarisiert. Aus Treue zu ihrer Mutter, deren Ehe sehr unglücklich war, verzichtet sie selbst auf eine glückliche Beziehung. Wäre Sabine glücklich geworden, dann würde sie dies als Treuebuch zu ihrer Mutter erleben. Die Dynamik im System ist jene: „Schau Mama, ich mach es genauso wie du, ich werde auch nicht glücklich in meiner Beziehung!“ 

Karl arbeitet ehrgeizig an seiner Karriere. Er hat die nötigen Fähigkeiten dazu, die Voraussetzungen sind gegeben und sein Job macht ihm Spaß. Der Erfolg bleibt aber aus. Es schleichen sich bei ihm Fehler ein, er beginnt mit seinen Vertragspartner wegen Kleinigkeiten zu streiten. Der Erflog will sich einfach nicht einstellen. Karl hat ständig das Gefühl er fährt Vollgas, hat aber die Bremse angezogen. Auch die Businessseminare, die Zielsetzungsstrategien bringen nicht, den gewünschten Erfolg. Karl beginnt immer mehr an sich und seinen Fähigkeiten zu zweifeln. In der Aufstellung zeigst sich eine verstrickte Dynamik zu Karls Opa. Dieser hat im Krieg alles verloren, auch sein Geschäft. Geteiltes Leid ist halbes Leid, in diesem Muster war Karl gefangen. Sein beruflicher Erfolg war behindert, durch das Leid seines Opas.   

Sandra und Peter waren 10 Jahre ein Paar. Sie haben zwei gemeinsame Kinder und stehen vor der Trennung. Sie führen seit Monaten Diskussionen wie es nun weiter gehen soll, wo die Kinder und sie selbst wohnen sollen. Sandra will die Trennung, Peter hingegen versucht die Beziehung noch zu retten. Sandra plagt immer wieder das schlechte Gewissen. Beide wollen aber das Beste für ihre Kinder. Durch die Aufstellung bekommen beide die Möglichkeit, sich in den anderen hinein zu versetzten. Sie können fühlen wie es dem anderen geht, auch den Kindern. Peter sieht das erste Mal wirklich, dass die Trennung klar vor ihm liegt. Es Schmerz ihn, aber er beginnt die Realität anzunehmen. Ein wesentlicher Schritt in eine neue Zukunft ist passiert.